Sehr geehrter Herr Generalvikar Monsignore Guido Assmann,
in der Presse haben wir vom disziplinarischen Verfahren gegenüber Pfarrer Monsignore Herbert Ullmann erfahren infolge einer Veranstaltung im Kirchenraum mit Segensausteilung für liebende Paare.
Sie selbst verweisen Kraft Ihres Amtes in der Rolle des Generalvikars darauf, welche im Erzbistum Köln gelebte offizielle Haltung diesem Vorgehen zugrunde liegt. Sie verweisen auch darauf, dass die gelebte Praxis sich verändert, wenn der Vatikan sich in der Beurteilung und Haltung anders äußert.
Sie folgen dabei einer wahrscheinlich schriftlichen Eingabe an den Vatikan, die für uns leider unverständlich bleibt, da diese Person oder dieser Personenkreis sich zu diesem Schreiben nicht öffentlich bekennt. Das macht denunzierende Handlungen so verdächtig, weil auf diejenigen gesetzt wird, die meinen das Recht auf ihrer Seite haben. Welcher Schaden daraus resultiert, wird erneut deutlich, wenn Führung eines Unternehmens das Recht „durchzieht“ es jedoch an Menschlichkeit vermissen lässt und keine Dialogbereitschaft zeigt.
Das amtliche Vorgehen mag ein ausreichendes Argument einer kirchlichen Organisation sein, die formal rechtlich in Dienstgeberstrukturen handelt. Als Tendenzbetrieb besteht sie allerdings auch aus einer Vielzahl von mündigen und dialogbereiten Christinnen und Christen, sowohl hauptamtlich im pastoralen Dienst als auch ehrenamtlich in den Verantwortungsbereichen gemeindlicher Pastoral und darüber hinaus wie in den Verbänden.
Dem eigenen Gewissen zu folgen, den Dialog mit mündigen Christinnen und Christen zu suchen und der menschlich respektvollen geschwisterlichen Haltung einen Raum anzubieten, ist ein hohes Gut. Die Beachtung des Seelenheils von Menschen und die Teilhabe an einer Gesellschaft, die sich nicht auf das Recht des Stärkeren beruft, sind biblische Richtungspfeiler, die uns Orientierung als glaubwürdig Handelnde im Lichte Christi geben.
Wachsen können im Glauben und dies praktiziert in geschwisterlicher Haltung ist nichts Neues und scheint doch im Erzbistum Köln als gelebte Haltung so weit weg. Denunzieren sollte nicht unser Handeln in der Kirche von Köln bestimmen. Empathie scheint nicht nur im sozialen Wandel, sondern auch im kirchlichen Wandel verloren zu gehen. Damit geht dann auch ein moralischer Kompass für unsere demokratische Gesellschaft zunehmend verloren, in der die christlichen Kirchen einen Platz haben. Wie gehen wir in eine pastorale Zukunft, wenn wir uns nicht wegweisend um ein am Gewissen orientiertes Glaubenshandeln bemühen? Wir sprechen uns aus für eine andere Umgangsform in Kirche.
Wir laden Sie ein den Dialog einzugehen und sich mit uns konstruktiv für eine menschlich handelnde und zu bewahrende christliche Einheit in der Vielfalt einzusetzen. Mit Ihnen direkt in den Dialog zu kommen ist eine Option. Papst Franziskus selbst ruft immer wieder zum Dialog auf, der zu führen ist und der zum Frieden beiträgt, damit eine lebendige Kirche mit Zukunftsperspektive für unsere Kinder und Kindeskinder gelingt. Papst Franziskus begrüßt beim WJT in Lissabon junge Menschen mit der Botschaft, dass alle Willkommen sind in der Kirche, alle, so wie ihr seid.
Wir weisen auf die Pressemitteilung des Katholikenrates hin und teilen Ihnen mit, dass wir die öffentlich benannte Haltung des Stadtdechanten und der beiden stellvertretenden Stadtdechanten von Düsseldorf im vollen Umfang begrüßen und mittragen.
Wir sind dankbar für jeden Priester, der für die Menschen da ist, der sensibel mit den Themen heutiger Zeit umgeht und nach bestem Gewissen Gottes Handlungen stellvertretend ausführt.
Mit freundlichem Gruß
Die Unterzeichnenden:
Vorstand des Katholikenrates Düsseldorf, Natalie Schneider, Professor Dr. Rudolf Voller, Florian Hillje
Vorsitzende Pfarrgemeinderat St. Lambertus Innenstadt, Felizitas Marx
KAB Vorstand des Stadtverbandes Düsseldorf, Peter Rosendahl, Mario Amico, KAB Präses Michael Inden, Winfried Gather, Felizitas Marx